Europea Exkursion nach Barneveld in den Niederlanden
Zeitraum: 23.10.2023 – 27.1.2023
Teilnehmer: Isabel Mang, Johann Kitzler, Tobias Moser, Bernhard Froschauer
Montag
Nach der Zusammenkunft in Amstetten machte sich die Gruppe mit einem Kleinbus auf den Weg nach Lunteren in die Unterkunft. Dort angekommen gab es ein Treffen mit Jan Gundelach um die bevorstehende Woche nochmal zu besprechen und sich persönlich kennen zu lernen.
Dienstag
Ziel der Reise war das Aeres College in Barneveld in den Niederlanden etwa 50 km vor Amsterdam. An diesem College studieren etwa 2000 Schüler. Aeres College hat weitere 4 Standorte in den Niederlanden und wird insgesamt von 10.000 Schülern besucht.
Am 1. Tag konnten wir den Start der Schule beobachten, bevor wir die Exkursionsziele besuchten. Schulbeginn ist um 9 15 Uhr. Allerdings haben die planmäßig eingeteilten Schüler schon vor Schulbeginn die Pflege der Tiere durchzuführen (wie Stalldienst). Die Tierhaltung an der Schule ist sehr vielfältig, da ein großer Teil der Schüler den Zweig „Kleintierhaltung“ besucht. Schüler im Internat gibt es nicht. Alle Schüler reisen mit dem Fahrrad und nur ganz wenige Ausnahmen mit dem Moped an. Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen gibt es nicht.
Das erste Exkursionsziel war das „Aeres Hippies Center“. Die Werkstätten und Hallen waren durchwegs ziemlich neu und angesichts der dichten Besiedelung der Niederlande beziehungsweise selbst für unser Verständnis sehr großzügig und geräumig. Auch die technische Ausstattung war erstklassig. 400 Schüler werden dort unterrichtet. Der größte Teil der Schüler ist aber immer auf externen Betrieben zur praktischen Ausbildung ausgelagert. Besonderes Highlight war die Hufschmiedehalle. Dort konnte eine Gruppe von 10 Schülern zugleich praktisch arbeiten (incl. Schmiedeofen). Für die 400 Schüler standen 30 Pferde zur Verfügung, die händisch zu entmisten waren. Spezialausbildungen wie „Pferde-Therapie“ oder „Pferdemassage“ boomen.
Zweiter Besichtigungspunkt war das Aeres-College selbst. Die verschiedenen Gebäude waren campusähnlich angeordnet und jedenfalls von neuerer Bauart. Mit der Einführung von 3 Regeln (kein Essen in der Klasse; in jeder Pause müssen alle Schüler aus der Klasse, die dann versperrt wird; wenn eine unzulässige Verschmutzung auftritt muss sofort der Kollege, der das durch seine Nachlässigkeit verursacht hat, das beseitigen) kann der ganze Schulbetrieb sehr sauber gehalten werden. Auch das Rauchverbot wird strikt eingehalten. Dazu kann nur das Nachbargrundstück aufgesucht werden, das die Schule genau zu diesem Zweck angemietet hat.
Auf dem Gelände befindet sich auch eine Futterzubereitungsanlage (ein kleines Mischfutterwerk). Diese war zum Teil schon älter, aber in gutem Zustand. Dort finden sehr oft internationale Kurse statt. Aeres-College ist auch in Afrika und in Südostasien aktiv. Daher kommen immer wieder Kursteilnehmer aus diesen Ländern um das Management in einem Mischfutterwerk zu erlernen.
Ein weiterer Eckpunkt der Besichtigung war der Geflügelstall, der für 2 x 500 Stück Masthühner und 2 x 500 Legehennen eingerichtet war. Die Teilung ist dem Stallkonzept zu Grunde gelegt, damit auch Versuche mit unterschiedlicher Fütterung, Management oder Ähnliches. durchgeführt werden können. Insgesamt war die Ausstattung sehr modern und praxisüblich. Das Hygienekonzept erlaubte uns leider nicht den Zutritt zu den Tieren. Dafür gab es nur Fenster vom Zentralgang in den Stallinnenraum.
Dieses College beschäftigt sich außerdem mit der Insektenzucht. Dazu werden 2 verschiedene Insektengattungen gehalten. Diese neue Form der Tierhaltung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Universität in Wageningen.
Letztes Ziel dieses Tages war ein Rinderbetrieb mit 130 Kühen und der weiblichen Nachzucht, der mit Melk- und Fütterungsroboter ausgestattet war. Atypisch für die Niederlande war, dass dieser Betrieb nicht reinrassige Holstein-Kühe sondern eine Kreuzung zwischen Holstein, Montbeliard und Scandinavian Red in Verwendung hatte. Die Kreuzungstiere sind laut Aussage des Eigentümers wesentlich gesünder als reinrassige HF. Die Durchschnittsmilchleistung des Betriebes lag bei 11 bis 12.000 kg je Kuh und Jahr. Typisch für die Niederlande war dagegen die knappe Flächenausstattung mit 62 ha Fläche (50 ha Grasland und 12 ha Mais). Auf dem Grünland werden aber immerhin 6 Schnitte erzielt. Besonders interessant war die Silagebereitung. Auf die Silage wird vor der Abdeckfolie eine Schicht Zitrusbrei oder im anderen Silo ein Brei von Roten Rüben zur Verbesserung des Luftabschlusses aufgebracht. Erst dann erfolgt die Abdeckung mit Folien. Diese Schicht wird im Zuge der Fütterung dem Futter untergemischt. Die Folge davon war, dass es so gut wie keine Verschimmelungen an den Abschlussstellen gab.
In der Diskussion mit dem Betriebsinhaber konnte auch eine Reihe anderer Themen zu Tage gefördert werden. So wurde die Reduktion der Tierhaltung in den Niederlanden angesprochen. In Holland soll der Tierbestand um 8 % reduziert werden; allerdings nicht in Bezug auf die aktuellen Bestandszahlen, sondern in Bezug auf den Tierbestand von 2015. Ebenso ist die Wolfsdiskussion in den Niederlanden mindestens so aktuell wie bei uns. Auch dort dringen Wölfe immer wieder in Schafweiden (die ziemlich häufig vorkommen) ein und richten ein Blutbad an. So ist es nicht verwunderlich, dass vor vielen Bauernhöfen die rote Farmerflagge im Wind weht, die den Protest gegen die aktuelle Agrarpolitik zum Ausdruck bringt.
Mittwoch
Am Mittwoch durften wir beim Jour-Fix des Tierhaltungsdepartments teilnehmen. Hier konnte über viele Themen, wie die Abläufe im Unterricht und im Schulsystem gesprochen werden. Es wurde auch ein Besuch in Österreich für das Jahr 2024 vereinbart um einen zukünftigen Austausch noch weiter zu vereinfachen und um in Kontakt zu bleiben. Der Besuch des Farm Areals der Aeres Gruppe in Dronten begann mit der Fahrt in einen Bereich des Landes der ab den 1920’er Jahren dem Meer „entnommen“ wurde. Beeindruckend, dass damalige Ingenieure bereits so große und die Natur nachhaltig beeinflussende Pläne schmiedeten, deren Umsetzung bis in die 1980’er Jahre dauern sollte. Dieses Land liegt unter dem Meeresspiegel und wird so wie alles in Holland intensiv bewirtschaftet. Die Aeres Gruppe hat in Dronten eine Hochschule und in einigen Metern Entfernung einen landwirtschaftlichen Betrieb, der den StudentInnen als Übungsbetrieb dient. Sie haben dort eine Möglichkeit zu wohnen, müssen dann aber auf der Farm mitarbeiten und bezahlen trotzdem noch einen kleinen Betrag für das Wohnen. Studiengebühren sind in den Niederlanden selbstverständlich, werden aber vom Staat einkommensabhängig der Eltern direkt gestützt.
Die Aeres Gruppe betreibt in Dronton 2 Milchviehställe, einen konventionell und einen biologisch, einen kombinierten Schweinestall, einen Legehennenstall mit 2 Legeeinheiten, einen Schafstall und ein Innovation Center. Zusätzlich gibt es eine große Anlage für die Pferdeausbildung. Hier können die StudentInnen auch ihre eigenen Pferde für die Ausbildung mitbringen und einstellen.
Diese universitäre Ausbildung erscheint sehr praxisorientiert zu sein. Die Ställe werden auch als Versuchsställe verwendet und somit bekommen die StudentInnen sehr viel Einblick in die Versuchsarbeit.
Der Besuch des biologisch bewirtschafteten Betriebes von Sjaak Vels mit 60 Fleckvieh Milchkühen zeigte uns den Ablauf des Praxisunterrichtes einer Schülergruppe des 1. Jahrganges. Sie mussten nach einem kurzen theoretischen Input Kühe scheren. Der Bewirtschafter selbst ist auch Lehrer in Barneveld. Deswegen schien es sehr erstaunlich, dass die Arbeitssicherheit zwar kurz besprochen wurde, bei der Umsetzung der Arbeitsaufgabe aber von niemanden kontrolliert wurde. Hier war es spannend, dass Sjaak uns nach der Lösung für einige Probleme mit seinen Fleckviehkühen gefragt hat. Da Fleckvieh in den Niederlanden nicht sehr häufig vorkommt, stehen die Fütterungsberater laut seiner Aussage mit ihrem Wissen an. Hier konnten wir dann erfahren, dass es in den Niederlanden nur 6 Heumilchbetriebe gibt und – wie wir bereits auf den anderen Betrieben gesehen hatten – sonst in den Niederlanden kein Heu produziert wird. Das Fazit unserer Diskussion war, dass selbst eine Weideration, hier wird auf diesem Betrieb ein großes Augenmerk auf ein effizientes Weidemanagement gelegt, für junge Fleckviehkalbinnen zu intensiv sind.
Donnerstag
Der letzte Aufenthaltstag begann mit dem Besuch des geographischen Mittelpunkt der Niederlande gegen 9:00 Uhr. Dieser unweit unserer Unterkunft gelegene Ort, befindet sich auf einem kleinen, sandigen Hügel inmitten eines Waldes nördlich von Ede. Markiert ist der Mittelpunkt mit einer schlichten Gravur in einem Findling. Zwei weitere Findlinge in unmittelbarer Nachbarschaft liegen anscheinend einfach nur so rum. Der Ort ist in ein Wanderwegenetz integriert, dass von der lokalen Bevölkerung als Naherholungsgebiet genutzt wird. Interessant zeigt sich in diesem Zusammenhang auch er Umstand, dass es in diesem Waldstück vermehrt zu Problemen in Zusammenhang mit der ansässigen Wolfspopulation kommt.
Gegen 10:30 erreichte unsere Gruppe das niederländische Geflügelmuseum in Barneveld. Hierbei wurden wir von einer alten Dame, die als freiwillige Mitarbeiterin im Museum tätig ist, durch die Ausstellungen geführt. Das Museum zeigt gleichermaßen, der Geschichte der Geflügelwirtschaft in den Niederlanden wie auch aktuelle Entwicklungen in Geflügelzucht/-wirtschaft und den starken Einfluss dieser auf die wirtschaftlichen wie kulturelle Entwicklung der Region Barneveld. In den Niederlanden gilt diese als Hauptproduktionsgebiet für Geflügel jeglicher Art samt ansässigen Produktions- und Verarbeitungsfirmen. Als erwähnenswert zeigt sich in diesem Zusammenhang auch eine, im Museum ansässige, Ausstellung von diversen alten, für das Land typische, Hühnerrassen in Reinzuchtlinien.
Nach einer längeren Fahrt von Barneveld nach Amersford, sowie einem verspäteten Mittagessen, besuchten wir das Mittelaltermuseum De Bergkamp. Das Anwesen befindet sich in Schothorst und zeigt v.a. rekonstruierte landwirtschaftlichen Gebäude aus dem Jahr 800 n. Chr. samt diversen Nutz- und Haustieren. An einigen Stationen konnte man Kleidung, Handwerk und bäuerlichen Alltag besichtigen. Aus Sicht der Gruppe war dieser Programmpunkt zwar nicht uninteressant, mit Blick auf die sonstigen kulturellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten die in den Niederlanden geboten werden, jedoch vernachlässigbar.
Nach einer längeren Wanderung durch die Innenstadt von Amersfoort erreichten wir, das letzte Tagesziel- das Koopelpoort in Amersfoort. Hierbei handelt es sich um ein doppeltes Stadttor– sprich eine Kombination aus Land- und Wassertor. Das Tor befindet sich auf der Nordwestseite des Stadtzentrums, wo das Kanalsystem – gespeist von der Heiligenbergerbeek aus dem südlichen Wassertor Monnikendam – das Stadtzentrum verlässt. Das Gebäude ist beeindruckend und allemal einen Besuch wert.
Durch das Umfangreichen Programm an diesem Tag sowie einem verspäteten Mittagessen, hat sich die Gruppe zu einem spontanen Besuch in Amsterdam entschlossen. Im Zentrum stand eine kurze abendliche Besichtigung der Innenstadt und das Auffinden einer geeigneten Lokalität zum Abendessen. Die Besichtigung des Anne-Frank Museums war leider nicht mehr möglich. Dieses war zwar noch geöffnet, jedoch überbucht.
Freitag
Bereits am frühen Morgen machte sich die Gruppe auf den Weg nach Österreich um dann ca. gegen 19:00 Uhr wieder in Amstetten einzutreffen.
Kurzfassung
Die Reise führte uns zum Aeres College in Barneveld, rund 50 km vor Amsterdam, das von etwa 2000 Schülern besucht wird. Mit insgesamt 10.000 Schülern an fünf Standorten in den Niederlanden bietet das College eine breite Vielfalt an Ausbildungszweigen, wobei die Kleintierhaltung am Standort Barneveld einen bedeutenden Platz einnimmt.
Der erste Tag begann mit dem Beobachten des Schulstarts um 9:15 Uhr, wobei Schüler bereits vorher für die Pflege der Tiere zuständig waren. Die Exkursion führte uns zum “Aeres Hippies Center”, einem beeindruckenden Ort mit modernen Werkstätten und erstklassiger technischer Ausstattung. Besonders faszinierend war die Hufschmiedehalle und die Vielfalt der Tierhaltung.
Das Aeres College selbst präsentierte sich in campusähnlicher Anordnung mit modernen Gebäuden. Sauberkeit wird durch klare Regeln gewährleistet, und das Rauchverbot wird strikt eingehalten. Eine Futterzubereitungsanlage sowie der Geflügelstall und die Insektenzucht gaben Einblicke in die breite Palette landwirtschaftlicher Aktivitäten.
Ein Rinderbetrieb mit Melk- und Fütterungsrobotern war das letzte Ziel des Tages. Die Kreuzung der Kühe und innovative Methoden in der Silagebereitung beeindruckten, ebenso wie die Diskussion über aktuelle Themen wie die Reduktion der Tierhaltung und die Wolfsdiskussion in den Niederlanden.
Besonders erwähnenswert war die Teilnahme an einem Jour-Fix des Tierhaltungsdepartments mit der Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung. Es wurde auch ein Besuch in Österreich für das Jahr 2024 vereinbart.
Der Besuch des Farm Areals der Aeres Gruppe in Dronten enthüllte eine beeindruckende Hochschule, landwirtschaftliche Betriebe und praxisorientierte Ausbildung. Die Vielfalt der Ställe und die Nutzung als Versuchsställe bieten den Studierenden tiefe Einblicke in die Agrarwissenschaften.
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch eines biologisch bewirtschafteten Betriebs mit Fleckvieh Milchkühen. Die Diskussion mit dem Bewirtschafter offenbarte interessante Herausforderungen in der Fütterung und Milchproduktion.
Der letzte Tag begann mit dem Besuch des geografischen Mittelpunkts der Niederlande, gefolgt von einem Besuch im niederländischen Geflügelmuseum in Barneveld, das die Geschichte und Entwicklung der Geflügelwirtschaft in den Niederlanden präsentiert.
Die Reise endete mit einem Besuch des Mittelaltermuseums De Bergkamp und dem imposanten Koopelpoort in Amersfoort. Ein spontaner Abstecher nach Amsterdam rundete das Programm ab, obwohl der Besuch des Anne-Frank Museums leider überbucht war.